Mr. Sam Nang’s Elephant Project

Tag 9 in Kambodscha beginnt früh und wir sind voller Vorfreude, auf das was wir heute erleben werden! Heute nehmen wir an einer von Mr. Sam Nang’s Touren teil, die man ganz einfach im Green House (Bar, nicht Guest House) in Sen Monorom buchen kann. $35 bezahlen wir pro Person für das Elefanten Projekt. Mr. Mout, Besitzer der Happy Elephant Bungalows, hatte uns zwei Tage zuvor empfohlen an einem lokalen Elephant Project teilzunehmen. Das originale, von einem Engländer Geleiteten sei zu teuer und bei Mr. Sam Nang würden wir viel mehr an Informationen mitbekommen. Glaubt mir: Diese Investition werdet ihr bestimmt nicht bereuen!!!

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Zuerst halten wir bei Einheimischen in einem kleinen Dorf und lernen alles über die Bauweise der originalen Phnong-Häuser. Das Dach besteht aus nur drei Materialien, so Mr. Sam Nang: Elefantengras, das wasserabweisend ist, Bambusstöcke, auf denen das Elefantengras angebracht wird und Bast, der die Bambusstöcke zu einem Gerüst verbindet. Mr. Sam Nang lädt uns in das Häuschen ein und erklärt uns dass das Feuer die Moskitos und Insekten vertreibt und aus diesem Grund 24 Stunden am Tag brennt. Vor unserer Ankunft hat man es extra ein wenig herunterbrennen lassen, damit es nicht zu heiß und stickig wird. Über der Feuerstelle sehe ich Reis, der in großen Körben getrocknet wird. Während Mr. Sam Nang uns in den Alltag der Menschen hier einführt, gehen Hunde, Hühner, ein Hahn und Katzen ein uns aus, denn Türen gibt es keine. Dann plötzlich schreit eine kleine Dame laut auf! Die Katze hat doch tatsächlich den Fisch geklaut, der für das Abendessen vorgesehen war!
Mr. Sam Nang stellt uns die kleine Dame als Mademoiselle Leng vor. Ihre Größe solle uns keine falschen Schlüsse ziehen lassen; sie sei die Stammesoberhäuptin und Bezugsperson der zwei Elefantinnen des hier startenden Projekts.
Er erklärt schmunzelnd, dass Mademoiselle Leng nicht heiraten kann, solange die beiden Dickhäuter leben, denn sie würden krank vor Eifersucht. Aber angeblich sei Mademoiselle Leng sowieso zu alt, um noch verheiratet zu werden. Ja, hier ticken die Uhren eben anders. Mit Mitte 40 ist der Zug in Kambodscha eben abgefahren… Fotos von den hier lebenden Damen und Herren mache ich nicht. Sie glauben, dass der Blitz der Kamera die Seele fängt. Das möchte ich ihnen natürlich nicht antun und beschränke das Geknipse auf alles Nicht-Menschliche.

Mais, zum Trocknen aufgehangen
Mais, zum Trocknen aufgehangen

Jeder bekommt einige Bananen, dann starten wir in den Dschungel. Wir laufen etwa 10 Minuten zu einer kleinen Hütte im Wald – nicht ganz ohne Verluste: Auf dem staubigen Erdboden rutsche ich glatt weg und schlage mir das Knie auf.
Als die Damen, die uns begleiten, gerade das Feuer starten, um unser Mittagessen vorzubereiten, kommen die beiden Giganten dann durch das Dickicht. „Bleibt stehen, sie rennen euch nicht um!“ – Mr. Sam Nang’s Worte… Doch die beiden Elefanten wissen, dass Touristen für gewöhnlich Bananen mitbringen und stürmen auf uns zu. Stehen bleiben? HELL NO!

Sie erweisen sich allerdings tatsächlich als kleine (oder auch große) Schätze. Mr. Sam Nang, der sich normalerweise täglich um die beiden kümmert, war gerade 4 Tage verhindert und heute ist sein erster Tag zurück. Die beiden Elefantendamen weichen nicht von seiner Seite. Scheinbar haben sie ihn vermisst. Da sieht man wieder, welch treue, soziale Tiere Elefanten sind. ❤

DSC01642Die beiden sind Schwestern, 55 und 65 Jahre alt, und bleiben immer zusammen. Da, wo eine graue Dame ist, ist auch die andere nicht fern. Ständig greifen sie mit den Rüsseln Dreck auf und schmeißen ihn sich auf den Rücken, um sich vor der Sonne und vor Moskitos zu schützen. Jedes Mal entstehen riesige DSC01587Wolken und bald fühle ich mich als hätte ich eine Staublunge. Alles belegt. Putzt euch dann mal die Nase… Ihr werdet einen Riesenschreck bekommen. 🙂

Mr. Sam Nang erzählt uns unglaubliche Geschichten über den Aberglauben der Einheimischen bezüglich Elefanten. So hatten die beiden Elefantendamen trotz des hohen Alters noch nie ein Baby, denn der einzige Bulle gehört einer Khmer Familie, die denkt ein Elefantenbaby bringe dem gesamten Dorf Unglück. Tatsächlich gab es Fälle, in denen die Krankheit eines Dorfmitglieds von dem Fortune Teller (spiritueller Medizinmann) auf die Geburt eines Elefanten zurückgeführt wurde. Der Geschädigte konnte dann – je nach verursachtem Schaden – Kühe oder Schweine oder Hühner bei dem Elefantenbesitzer einfordern. In Todesfällen, so Mr. Sam Nang, sei die Entschädigung bereits so hoch ausgefallen, dass noch die Kindeskinder der Betroffenen Schulden begleichen mussten.

Ein weiterer Aberglaube baut auf den Tränen eines Elefanten auf: Weint ein Elefant, so muss im Dorf etwas Fürchterliches geschehen sein. So kann zum Beispiel ein junges Paar schon vor der Hochzeit miteinander intim geworden sein. In einem solchen Fall müssten sie dann ein Schwein schlachten, es zum Elefanten bringen und mit dieser Opfergabe um Verzeihung bitten. Verrückt, nicht wahr?!
Aber noch viel verrückter ist, dass diese Stämme tatsächlich glauben, das Gallenwasser eines Bären könne Augen heilen, und ein toter, in Wein eingelegter Lemur die Schmerzen aus den Gelenken nehmen… Na, dann mal Prost Mahlzeit! Wem es vorher noch gut ging, kann sich schonmal auf etwas gefasst machen. 😉

Aber abgesehen von diesen unglaublichen Geschichten erfahren wir auch jede Menge interessanter Tatsachen! Asiatische Elefanten haben zum Beispiel nur einen Finger, das heißt ein Greiforgan im Rüssel, afrikanische hingegen zwei. Ein weiterer Unterschied sieht man an der Anzahl der Zehennägel: So haben afrikanische Elefanten insgesamt meist 14 Zehennägel, asiatische jedoch bis zu 18. Besonders erstaunt bin ich, als ich erfahre, dass ein Elefant erst mit knapp 20 Jahren wirklich ausgewachsen ist, was die Reife angeht. Größer werden sie unter Umständen noch viel viel länger. Also ist es ziemlich sicher zu sagen: Je größer ein Elefant, desto älter ist er auch.

Mr. Sam Nang unterbricht sich. Wir werden zum Mittagessen gerufen. Die Köchinnen haben Spitzenarbeit geleistet!! – über einem einfachen Lagerfeuer! So beeindruckend!

Gesättigt nehmen wir dann den kleinen Wasserfall mit seinem Becken in Augenschein. Über eine Leiter mit fürchterlich weit auseinanderliegenden Sprossen gelangen wir in das erfrischende Wasser – oder man springt einfach wie die Einheimischen das tun. 5 Meter fliegen sie von der Klippe in das nicht allzu tiefe Becken. Ganz so geheuer ist ihm die Sache zwar nicht, aber Tristan muss es einfach auch ausprobieren – und hat jede Menge Spaß dabei!
Und dann kommen die beiden Elefantendamen wieder angetrottet. Wir haben so ein Glück! Da sie hier in Freiheit leben, kann man nie genau sagen, wie viel Zeit sie denn mit den Touris verbringen möchten. Dazu gezwungen werden sie auf jeden Fall nicht. Sie lassen sich eine Weile baden, bis sie dann genug haben und trollen wieder davon – mit einer netten Engländerin auf dem Rücken, die gar nicht weiß wie ihr geschieht. Unsere Begleiter retten sie natürlich, bevor sie wie Mogli als einziger Mensch im Urwald endet.

Bald brechen wir auf und legen einen Stopp an einer Kaffeeplantage ein. Wir kaufen Kaffee Arabica als Mitbringsel und trinken einen Eiskaffee – und bevor es allzu spät wird, bekommen wir noch eine erstklassige Tour durch die Plantage. Mangobäume, Papaya, Banane – gelb und rot! – Avocados, Durian, Jack Fruit, Kaffee, Drachenfrucht, Pfeffer… Wusstet ihr, dass der Verzehr von roten Blätter eines Mangobaumes gegen Magen-Darm-Probleme hilft? Na, wir bis dato auch nicht. Aber wir pflücken uns ein paar Blätter und beginnen zu kauen. Vorsichtshalber…

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In einem Durianbaum entdecken wir zwei Ameisennester und Mr. Sam Nang erklärt uns, dass man diese hier isst und wie sie geerntet werden. Die Ameisen, nicht die Nester… Und dann bekommen wir eine kleine Kostprobe, frisch vom Baumstamm gepflückt. Es kostet ein klein wenig Überwindung, erweist sich aber als überhaupt nicht schlimm! Ameisen schmecken wie Zitrone und werden hier hauptsächlich zum Würzen und Abschmecken von Speisen verwendet!

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Wir waren wirklich wo der Pfeffer wächst!

Abends sind wir dann noch mit der Engländerin von unserem Ausflug heute zum Pizza essen verabredet. Wenn man die Hauptstraße entlang läuft Richtung Krankenhaus, erscheint irgendwann ein Schild, dass „the Pizza Place“ ausweist. Wenn man diesem Schild folgt (und ja, man denkt zwischenzeitlich man hätte sich verlaufen) und immer immer weiter geht, findet man es schließlich. Pizza Hawaii mit frischer Ananas. Überbackener KÄSE!! Wir sind im siebten Himmel!! 😀

Na, habt ihr auch Lust auf Pizza und Abenteuer und meeehr…?
Dann bis bald – eure Lisaxoxo

4 Gedanken zu “Mr. Sam Nang’s Elephant Project

  1. Hat dies auf Wahrscheinkontrolle – Spezial rebloggt und kommentierte:
    Dieser Reisebericht hat mich sehr berührt. Unter dem Aberglauben Kambodschas haben die Elefanten extrem zu leiden. Typisch für das Patriarchat dreht sich alles um die Fruchtbarkeit. Dabei wird die weibliche Sexualitä unterdrückt, ob es nun die einer Elefantin ist oder die einer Frau.

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